YAGNI ist ein Begriff und zugleich ein Prinzip aus der agilen Softwareentwicklung, welches die Macher von Software dazu anhalten soll, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Es steht für "You Aren’t Gonna Need It" und drückt damit eine wichtige Richtlinie aus: Entwickler sollten keine Funktionalitäten in ein Produkt einbauen, die über die aktuellen Anforderungen hinausgehen. Im Kern geht es darum, eine Überkomplizierung und unnötige Erweiterungen zu vermeiden, bevor klar ist, dass diese wirklich benötigt werden.
Die Idee hinter YAGNI ist, dass Zeit und Ressourcen allzu oft in die Entwicklung von Features investiert werden, die auf bloßen Annahmen basieren statt auf tatsächlich von Kunden oder Nutzern geäußerten Bedürfnissen. Dies führt zu einem aufgeblähten Code, der schwer zu warten ist, die Entwicklung verzögert und zusätzliche Kosten verursacht, ohne einen nachweisbaren Mehrwert zu bieten.
Durch die Anwendung des YAGNI-Prinzips soll somit die Komplexität des Codes reduziert, die Entwicklungseffizienz gesteigert und der Fokus auf die Implementierung dessen gelegt werden, was wirklich unmittelbar erforderlich ist. Dies fördert nicht nur die Produktivität der Entwicklerteams, sondern auch die Flexibilität des gesamten Entwicklungsprozesses. Da Bedürfnisse und Anforderungen sich im Laufe der Zeit ändern können, ermöglicht diese Herangehensweise schnelle Anpassungen und vermeidet gleichzeitig das Risiko, Zeit in letztlich nicht benötigte Funktionalitäten zu investieren.
YAGNI richtet sich auch gegen das sogenannte "Feature Creeping" - das schleichende Wachstum des Funktionsumfangs einer Software, das ohne klaren Bezug zu tatsächlichen Nutzeranforderungen stattfindet. Stattdessen ermutigt YAGNI Entwickler dazu, iterativ vorzugehen: Zuerst wird ein minimaler, funktionsfähiger Kern entwickelt, und dann werden schrittweise nur die Erweiterungen vorgenommen, die sich als wirklich notwendig erwiesen haben.
Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass YAGNI nicht bedeutet, dass niemals über die unmittelbaren Anforderungen hinaus geplant werden darf. Vielmehr geht es um eine ausgewogene Herangehensweise, die eine sorgfältige Abwägung und Validierung anstehender Features erfordert. Der Schlüssel liegt darin, zu erkennen, wann es sinnvoll ist zu implementieren und wann es besser ist, abzuwarten.
Mit YAGNI wählt man einen pragmatischen Weg in der Softwareentwicklung, der darauf abzielt, die Arbeit auf das zu konzentrieren, was tatsächlich Wert erzeugt. So wird gewährleistet, dass Entwicklungsbemühungen zielgerichtet bleiben und die Softwarelösung schlank, wartbar und vor allem nutzerzentriert entwickelt wird.